Politischer Stammtisch der Jeverländer Grünen „on Tour“ im Wangerland: Beispiel für nachhaltiges Bauen und extrem niedrigen Energiekosten
Der Grüne Stammtisch des Ortsverbandes Jeverland von Bündnis 90 / Die Grünen ist inzwischen ein fester Begegnungs- und Diskussionsort für aktuelle und auch kontroverse Themen. Und jedes Mal sorgt Ratsfrau Almuth Thomßen für fachlich versierte Referentinnen und Referenten. Trifft sich der Stammtisch in der Regel im Parkhotel in Jever, hatte sich Almuth Thomßen für das letzte Treffen etwas ganz Besonderes ausgedacht: Der „Politische Stammtisch“ machte sich auf den Weg ans Wangermeer in Hohenkirchen, um hier beispielhaft zu entdecken, wie die grüne Energiewende praktisch aussehen kann. Ziel war das KfW-40-Haus der beiden Grünen Mitglieder Stefan und Thomas Schweers.
KfW-40, das bedeutet einfach ausgedrückt: Der Primärenergiebedarf eines Effizienz-40-Hauses liegt bei 40 Prozent eines Neubaus, es ist also um 60 Prozent besser. Die Effizienzhaus-Stufe gibt die Klasse der Energieeffizienz an. Die Werte 40 und 55 definieren die unterschiedlichen Effizienzhaus-Stufen. Je kleiner die Kennzahl ist, desto geringer ist der Energiebedarf der Immobilie.
Im Wohnzimmer von Thomas und Stefan Schweers ging es dann gleich auch inhaltlich zur Sache. Der Fokus der beiden lag bei der Planung auf einer nachhaltigen Bauweise. Stefan Schweers: „Die Wahl fiel schnell auf einen Hersteller für Holzhäuser aus Schleswig-Holstein. Die vielen kleinen Details die Energieeffizienz zu verbessern und die Qualität der einzelnen Materialien haben uns dann restlos überzeugt.“ Eine Fußbodenheizung wollten die beiden nicht, da sie ihnen zu träge ist und eine lange Vorlaufzeit braucht, bis der Raum warm ist. „Wir haben uns für eine Infrarotscheibenheizung entschieden. Der Preisvorteil gegenüber einer Wärmepumpe mit Fußbodenheizung lag zur Bauzeit in 2022 bei rund 20.000 Euro.“ Das eingesparte Geld haben die beiden Männer dann in die Vergrößerung ihrer PV-Anlage auf 20 kWp investiert. Von Geld versteht besonders Thomas Schweers eine Menge, ist er doch als Teamleiter für Baufinanzierung bei einer regionalen Bank tätig. Bei den technischen Herausforderungen kann Stefan Schweers als Elektriker seine Kompetenz einbringen: „Ganz ohne Wärmepumpe ging es schließlich doch nicht, denn wir benötigen warmes Wasser für den Haushalt und zum Duschen.“ Diese kleine Wärmepumpe, nicht viel größer als ein Aktenkoffer, sitzt im Technikraum direkt auf dem Warmwasserspeicher. Dank einiger Eigenleistungen konnten sich die beiden sogar noch ein SmartHome System leisten, um beispielsweise die Energie der PV-Anlage intelligent nutzen zu können. Die Bauzeit betrug einschließlich Erdarbeiten lediglich viereinhalb Monate.
Inzwischen wohnen die beiden mehr als zwei Jahre in ihrem Holzhaus und können sagen: „Wir haben alles richtig gemacht. Alle Überlegungen wie die Ausrichtung der PV-Anlage nach Ost und West, das Heizsystem und die intelligente Nutzung der PV-Energie waren goldrichtig.“ Stefan und Thomas Schweers nehmen mit ihrem Haus an einer vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Studie teil und können durch die zusätzlich verbauten Zähler immer ganz genau nachvollziehen, wieviel Energie das jeweilige System verbraucht.
So haben die beiden im Jahr 2023 für das Heizen ihres 100 Quadratmeter großen Holzhauses nur 1.863 kWh und für die Brauchwasserwärmepumpe 604 kWh benötigt. Die PV-Anlage hat mehr als 17.300 kWh erzeugt und rund 11.800 kWh ins Stromnetz eingespeist. Die restliche Energie haben die beiden entweder direkt verbraucht oder in ihren 10,2 kWh Speicher zwischengeparkt, um sie später zu nutzen. Im Carport von Stefan und Thomas Schweers stehen zwei E-Autos. Die beiden Fahrzeuge, mit denen sie insgesamt 28.000 km im Jahr fahren, sind die größten Verbraucher. „Trotzdem konnten wir eine Autarkiequote von über 95 Prozent von April bis Oktober erreichen“, sagen Thomas und Stefan Schweers nicht ohne Stolz. Wer die eigene Energiekostenrechnung kennt, kann auf die Rechnung im Hause Schweers nur neidvoll blicken: „Für das Jahr 2023 hatten wir monatliche Energiekosten in Höhe von 62 Euro, inklusive Heizen, Warmwasser, Haushaltsstrom und zwei E-Autos.“ Für 2024 konnten die beiden den Betrag durch einen Wechsel des Stromanbieters und die Umstellung auf dynamisches PV-Überschussladen die Rechnung noch einmal drücken, auf jetzt rund 40 Euro im Monat.
Nicht nur Almuth Thomßen war nach dem Besuch begeistert: „Das Beispiel zeigt, dass Nachhaltiges Bauen und die Nutzung von Erneuerbaren Energien eine ausgezeichnete Investition in die Zukunft ist.“
Beim letzten Treffen des „Politischen Stammtisch“ von Bündnis 90 / Die Grünen in diesem Jahr am Mittwoch, den 11. Dezember geht es eher gemütlich zu. Zugleich sind aber bei diesem Treffen aber auch Stefan und Thomas Schweers dabei und beantworten Fragen rund um ihr Energiesparhaus. Dann trifft sich die Runde um 19 Uhr auch wieder im Parkhotel in Jever.