Jeverland

Jevers Bahnhofsvorplatz heißt künftig Fritz-Levy-Platz

25.10.2022 · von Oliver de Neidels

Der Platz vor dem jeverschen Bahnhof wird nach Friedrich „Fritz“ Levy benannt. Das hat der Rat der Stadt auf Antrag der rot-grünen Mehrheit rechtzeitig zum 40. Todestag von Levy beschlossen. Den Fritz-Levy-Platz wird zusätzlich noch eine Statue an die NS-Vergangenheit unserer Stadt erinnern, die nicht am 08. Mai 1945 endete.

Gedenkfeier zum 40. Todestag von Fritz Levy auf dem zukünftigen Fritz-Levy-Platz
Gedenkfeier zum 40. Todestag von Fritz Levy auf dem zukünftigen Fritz-Levy-Platz

Die Ehrung des Jeveraner Bürgers mit der Bennenung eines öffentlichen Ortes war den Grünen schon lange eine Herzensangelenheit, wurde aber in der Vergangenheit nicht umgesetzt. Umso erfreuter zeigte sich unsere stellvertretende Fraktionsvorsitzende und OV-Sprecherin Almuth Thomßen, die die kleine Gedenkfeier zum 40. Todestag organisierte.

Der Bahnhofsvorplatz als Ort wurde dabei nicht zufällig gewählt. Nicht nur als symbolischer Platz des Ankommens und Fortgehens, sondern auch als historisch wichtiger Ort im Leben der jeverschen Juden und Fritz Levys: Die Deportation der Juden erfolgte über den Bahnhof – vermutlich in ähnlichen Viehwagen, in denen die Tiere des Viehhändler Levy früher umgeschlagen wurden. Dazu wohnte er auch nicht weit vom Bahnhof entfernt in der Schlosserstraße.

Levys Leben steht sinnbildlich für die NS-Vergangenheit der tiefbraunen Stadt Jever. Seine Heimatstadt wurde für den jüdischen Viehhändler zu einem Ort, an dem er unerwünscht war. Dem Holocaust durch Flucht nach Shanghai entkommen, änderte sich dies auch nach seiner Rückkehr nach Jever Anfang der 50er-Jahre nicht. Die Täter des Nationalsozialismus lebten vielfach ein normales Leben und eine Aufarbeitung mit der Vergangenheit fand nicht statt und war unerwünscht. Er aber legte den Finger in die immer noch braun eiternde offene Wunde und erschwerte so das Ignorieren der Vergangenheit.

Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass die Mahnung an die Vergangenheit im öffentlichen Raum präsent ist. Die Worte „Nie wieder“ dürfen keine hohle Phrase werden, sondern müssen in Zeiten von erstarken der neurechten Parteien wieder lauter und präsenter werden. Die Vergangenheit muss uns auch weiterhin als Mahnung und Warnung dienen. Eine öffentliche Symbolfigur Fritz Levy hilft dabei, Geschichte folgenden Generationen anschaulich zu vermitteln.


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