Kreisverband

Enthüllung am 42. Todestages des „letzten Juden von Jever“: Stele erinnert jetzt an Fritz Levy - Reiner Tammen von den Grünen hebt Bedeutung der Erinnerungskultur hervor

28.10.2024 · von Rüdiger Schaarschmidt

Am Freitagnachmittag wurde am Fritz-Levy-Platz, dem ehemaligen Bahnhofsplatz, eine Gedenkstele für Fritz Levy enthüllt. Der Tag war bewusst gewählt, starb Levy doch am 25. Oktober 1982, vor genau 42 Jahren. Der Jeveraner Jude und Verfolgte des Naziterrors ist auch als der „letzte Jude von Jever“ weit über die Grenzen Frieslands bekannt. 

Reiner Tammen und Jan Edo Albers enthüllen die Stele, rechts Hartmut Peters.

Für den Landkreis Friesland betonte der stellvertretende Landrat Reiner Tammen von den Grünen, „mit dieser Stele wird das Projekt der Erinnerungsorte in Friesland um einen ganz besonderen Erinnerungsort erweitert. Die Erinnerungsorte sind ein Beitrag zur Aufklärung der unsäglichen Nazi-Diktatur mit ihrer organisierten Menschenvernichtung.

Wörtlich sagte Reiner Tammen weiter: „Gemeinsam mit der Stadt Jever, dem Arbeitskreis GröschlerHaus und dem Schlossmuseum ist hier ein weiterer Baustein der Erinnerungskultur entstanden.“ Die Stele geht letztlich auf einen Antrag von Bündnis 90 / Die Grünen gemeinsam mit der SPD im Jeveraner Stadtrat zurück. Bereits im Mai 2022 hatten die beiden Fraktionen beantragt, den damaligen Bahnhofsplatz nach Fritz Levy zu benennen und damit einen Ort der Erinnerung zu schaffen. Den Fritz Levy-Platz gibt es nun bereits seit Oktober 2022, bis zu Errichtung einer Gedenkstele hat es weitere zwei Jahre gedauert.

Reiner Tammen erinnerte sich daran, wie er vor vielen Jahren auf seinem Weg vom ehemaligen ZOB Jever zur BBS immer wieder „dem letzten Juden der Stadt Jever“, Fritz Levi begegnet ist. „Auch ich habe damals natürlich als junger Mensch die Geschichten, die über ihn erzählt wurde mitbekommen. Und ja, er war nicht unumstritten und ja, er eckte auch mal an.“ Tammen wies darauf hin, dass man gerade bei Fritz Levy dafür wirklich Verständnis haben sollte: „Ein Mensch, der aus seiner Heimat vertrieben wurde, der seine ganze Familie verloren hat und durch die ganze Welt geflüchtet ist. Der dann nach Jahren zurück nach Jever kam und ganz bestimmt einigen Peinigern von früher wieder begegnet ist und ihnen ins Gesicht  sehen musste. Ist es dann nicht normal, auch mal aufzufallen?“ 

Mit dem Blick auf die aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen und den derzeitigen Rechtsruck in Deutschland und Teilen Europas resümierte Tammen: „Wenn Fritz Levi heute noch leben würde und miterleben müsste, was derzeit in Deutschland wieder passiert, ich denke er würde den Glauben an die Menschlichkeit verlieren. Nie wieder ist jetzt!“ 

Neben Rainer Tammen wandten sich auch der Historiker Hartmut Peters und der Jeveraner Bürgermeister Jan Edo Albers an die Gedenkgemeinde. 

Auf der von dem Künstler Andreas Reiberg gestalteten Stele wurde ein Text von Hartmut Peters verarbeitet, Historiker und Mitglied des Arbeitskreises Gröschler-Haus in Jever. Auf der knapp zwei Meter hohen Stele ist der Lebenslauf von Fritz Levy in Text und Bildern nachgezeichnet.

Almuth Thomssen, Ratsfrau für Bündnis 90 / Die Grünen in Jever, hat vor zweieinhalb Jahren den Antrag zum Gedenken an Fritz Levy mit auf den Weg gebracht.


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