Kreisverband, Jeverland

Bislang nur eine Grüne Hausnummer in Jever: Ratsfrau Almuth Thomßen zu Besuch in der Altstadt

10.02.2025 · von Rüdiger Schaarschmidt

Wer in Jever ein sogenannte Grüne Hausnummer sucht, der oder die muss beinahe Pfadfinderin sein. Denn bislang gibt es nur ein Haus in der Innenstadt mit einer solchen Nummer. Vermutlich haben die wenigsten bislang von einer Grünen Hausnummer gehört. Die Grüne Ratsfrau und stellvertretende Bürgermeisterin Almuth Thomßen aus Jever lebt seit vielen Jahren in der Stadt und wusste deshalb gleich, wo sie fündig wird.

Die einzige Grüne Hausnummer in Jever ist im Tatergang in der Altstadt zu finden.

Annett Janßen wohnt bereits seit über 30 Jahren in ihrem Altstadthaus im Tatergang. Irgendwann stand die Entscheidung an: Abreißen oder grundsanieren. Zusammen mit ihrer Frau entschied sie sich für die Sanierung. Die beiden Frauen hängen an dem inzwischen 115 Jahre alten Haus. Neben ihrer emotionalen Bindung an das alte Gemäuer spielten auch ganz praktische Gründe eine Rolle: „Bei einem Abriss wären die Abrisskosten dazu gekommen. Außerdem gelten für einen Neubau andere Abstände zum Nachbargrundstück. Im Übrigen hat es uns einfach nicht gefallen, ein neues Haus dort hinzusetzen, wo das alte Haus steht, das wir lieben.“ Doch ein Altbau ist bei einer Sanierung immer für Überraschungen gut: „Wir haben beim Abriss sehr viel selbst gemacht und haben dabei so manche Dinge erleben müssen, auf die wir gerne verzichtet hätten. So mussten wir feststellen, dass die Statik im Obergeschoss anders war, als sie hätte sein müssen. Da muss man dann aufpassen, dass einem das Haus nicht zusammenfällt.“ 

Während der Sanierung und des Umbau sind die beiden Frauen bei einer Freundin in Schortens untergekommen. Einschließlich einer Erholungspause zwischendurch hat es rund ein Jahr gedauert, bis sie in ihr saniertes Haus zurückkehren konnten. Das, was möglich war, haben die beiden in Eigenarbeit gemacht. Für die Grüne Hausnummer haben sich die Frauen vor 10 Jahren beworben: „Wir haben es bisher noch keinen Tag bereut, es ist für uns persönlich ein schönes Gefühl und Wertschätzung, das wir alles richtig gemacht haben. Wir wollten ökologisch handeln und dabei keine halben Dinge machen.“ Jetzt hat das alte Haus eine Wärmepumpe und im ganzen Haus Fußbodenheizung und ist gut isoliert. Das obere Stockwerk ist in Holzrahmenbauweise neu entstanden, mit besseren Energiewerten als unten im Bestandshaus. „Heute hier zu leben ist ein ganz anderes Lebensgefühl. Wir haben die Zimmeraufteilung geändert und haben jetzt überall große Glasflächen, auch im oberen Stockwerk, durch den Kubus als moderne Komponente. Es gibt mehr gerade Wandflächen und auch vom Raumklima ist es nicht vergleichbar mit vorher.“ Auch die Energiekosten sind deutlich geringer. Damit der neue Kubus nicht die Ansicht der Straße sprengt, hat der Architekt ihn oben etwas nach hinten versetzt. Jetzt ragt der Kubus zwar hinten etwas heraus, fällt dort aber weniger auf. Platz gab es auf dem kleinen Innenstadtgrundstück neben etwas Garten auch noch für zwei Garagen für das Auto und die Fahrräder. Beide sind mit einem Gründach versehen. Dort tummeln sich jetzt im Sommer die Insekten. Wer demnächst als Besitzer eines alten Hauses vor einer ähnlichen Situation steht, wir Annett Janßen und ihre Frau, die beiden würden in jeden Fall zu einem Umbau raten. 

Mit der „Grünen Hausnummer“ zeichnet die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen besonders energieeffiziente und damit klimafreundliche Wohngebäude aus. Mit der Auszeichnung sollen gute Beispiele für energieeffizientes Bauen und Sanieren gewürdigt und für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden. „Gute Beispiele regen zum Nachahmen an“, sagt die Grüne Ratsfrau Almuth Thomßen. Sie zeigen, wie ein energieeffizientes Haus in der Praxis aussieht und machen anderen Lust darauf, auch das eigene Haus fit für die Zukunft zu machen.“ 

Thomßen: „Der Gebäudebereich in Deutschland verursacht jährlich rund 30 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen. Durch eine Verbesserung der Energieeffizienz der Gebäude könnte dieser Ausstoß erheblich reduziert werden. Dazu ist es unverzichtbar, dass Eigentümerinnen und Eigentümer aktiv werden und ihr Haus auf den neuesten energetischen Stand bringen.“ 

Bisher wurden in Niedersachsen bereits rund 1.800 Gebäude mit der „Grünen Hausnummer“ ausgezeichnet. In Friesland werden Grüne Hausnummern seit 2017 verliehen. Bislang gab es 16 solche Auszeichnungen für energieeffizientes Sanieren und Bauen. Im Sommer 2025 endet die nächste Bewerbungsrunde. Interessentinnen und Interessenten wenden sich in Friesland an die Klimaschutzmanagerin Amelie Bruns und klimaschutz@friesland.de. Den Bewerbungsbogen und weitere Informationen gibt es auch online.


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