Abschlussveranstaltung des Wettbewerbs „Zisch“

Am 05.05. fand die Abschlussveranstaltung des diesjährigen Wettbewerbs "Zeitung in der Schule" in der LzO Zentrale in Oldenburg statt. Ausgezeichnet wurden je ein Beitrag der Klasse 8d des Mariengymnasiums Jever und der Klasse 8.1 der IGS Friesland Nord. Als stellvertretender Landrat durfte Reiner Tammen die Laudatio halten, die hier im Wortlaut nachzulesen ist:

Stellvertretender Landrat Reiner Tammen neben einem Poster des Projektes
 Strellvertretender Landrat Reiner Tammen neben einem Poster des Projektes "Zisch", Foto: Privat. Bild: Foto: Privat

Es gibt viele Veranstaltungen die man als Vertreter des Landrates wahrnimmt, man erfährt vieles, was man sonst nicht mitbekommen würde. Manches ist sehr interessant, manches weniger, aber hier, für diesen Termin war ich sofort Feuer und Flamme.

Zeitung ist, besonders was das Regionale angeht, das wichtigste Medium, wenn es um ehrliche, umfangreiche und unverfälschte Informationen geht! Alles Überregionale oder alles was sonst wo in der Welt passiert, das erfahren wir wenn wir wollen sofort, via Radio, TV oder durch das Internet. Aber die Zeitung bringt das, was vor Ort wichtig ist und das ist sehr viel!

Meine erste Begegnung, erstes Aufeinandertreffen mit einer Zeitung, an die ich mit erinnere, liegt schon lange zurück, über 60 Jahre. Ich erinnere mich daran, dass mein Vater beim Abendbrot immer hinter der Zeitung saß.

Damals gab es die neue Zeitung immer abends und die lag zusammengefaltet auf seinem Platz. Ich hatte sie dann schon mal in der Hand, konnte sie aber entfaltet nicht halten, meine Arme waren zu kurz. Wäre aber auch egal gewesen, lesen konnte ich ohnehin noch nicht.

Dann, wenn mein Vater kam und sich setzte, verschwand er schnell hinter der Zeitung, so wie man es von unzähligen Cartoons kennt. Wenn wir, also die Kinder, etwas von ihm wollten, mussten wir ihn ansprechen. Also sagte ich „Papa“ und es passierte erstmal gar nichts, er entschied, wann die Zeit für eine Unterbrechung gekommen war. So lernte ich schon damals, so eine Zeitung musste etwas ziemlich wichtiges sein.

Viel später habe ich in der Zeitung gelesen: „Das erste was in einem Krieg stirbt, ist die Wahrheit!“ Ich glaube, das Zitat kennen wir alle.

Ich musste damals kurz drüber nachdenken, aber ja, es stimmt und gerade jetzt wird uns das wieder deutlich vor Augen geführt.

Als Putin die ersten Truppen an der Grenze zur Ukraine versammelte, wurden dafür alle möglichen Gründe genannt, aber nicht die wahren!

Als die ersten Kritiker im eigenen Land, in Russland, verhaftet wurden, wurden dafür viele Gründe genannt, aber nicht die wahren!

Und als doch noch einige Medien die wirklichen Gründe für die Truppenkonzentrationen nannten, wurden diese Medien in Russland verboten, soziale Netzwerke wie Twitter oder Facebook abgeschaltet.

Aber immer noch gab es Menschen, die die Wahrheit kannten und auf die Straße gingen um diese Wahrheit auch aussprechen. Also wurde ein Gesetz erlassen, dass bei Androhung von 15 Jahren Haft verbietet, den Krieg gegen Ukraine auch Krieg zu nennen.

Wie mutig war die Redakteurin Marina Owsjannikowa, die in der Livesendung des Senders Rossija 1 mit einem Schild ins Bild sprang. Ihr, sie kennen das alle.

Und bei uns, in einem der freiesten Länder der Welt gibt es Menschen, die sagen: „Aber das darf man hier ja gar nicht mehr sagen...!“

Sie sprechen von Lügenpresse und davon, dass die Printmedien und alle Radio- und Fernsehsender gleichgeschaltet sind. LÜGENPRESSE!!! schreien sie!

Was für ein Unsinn.

Wenn selbst in einem Land wie Russland, einer Diktatur, einem Unrechtsstaat, Menschen es schaffen ihre Botschaft ins Fernsehen zu bringen, wie soll es dann bei uns eine Gleichschaltung der Medien geben?!

Vorgestern war der Tag der Pressefreiheit. Hier sind wir von Platz 13 auf Platz 16 zurückgefallen. Bezeichnenderweise aber nicht wegen Verboten oder Gesetzen unserer Regierung, sondern genau wegen derer, die schon heute behaupten, "bei uns darf man das ja alles nicht mehr sagen". Wegen denen, die, wenn unabhängige Reporter oder Journalisten über sie berichten wollen, diese bespucken und verprügeln!

Hier, durch dieses Projekt (Zisch) konntet ihr erfahren, wie es wirklich läuft, wie die Arbeit, wie Presse funktioniert. Vielleicht könnt ihr euch jetzt vorstellen, dass es ganz und gar unmöglich ist, alle Mitarbeiter auch nur einer einzigen Zeitung, sozusagen gleichzuschalten. Und wenn man sich dann vor Augen führt, das es nicht nur Zeitungen in Deutschland gibt... Wie soll das gehen.

Eine freie Presse ist unglaublich wichtig. Auch wenn dem ein oder anderen mal nicht gefällt, was in vielleicht einer Zeitung steht. Es gibt garantiert irgendwo eine andere Zeitung, einen anderen Redakteur, der eine differenzierte Sichtweise hat. Und auch das ist mir bezeichnenderweise in einer Diskussion mit einem Zeitungsredakteur bewusst geworden.

Ich bin daher sehr froh, dass sich die NWZ an diesem Projekt beteiligt und es so zusammen mit der LzO und IZOP ermöglicht hat.

Natürlich habe ich mich informiert und gesehen, was alles von den Schülern und Schülerinnen unternommen wurde, welche Themen bearbeitet wurden. Es ging um Befragungen, Kunst, Bewerbungstraining, Schutz der Personen im Internet und vieles mehr und ich  freue mich, dass unser Landkreis sich erneut beteiligt und so die Beteiligung einiger Schulen des Landkreises Friesland ermöglicht hat.

Eine Bitte habe ich noch, lasst euch nicht in irgendeiner Internet Blase gefangen nehmen, nutzt euren "gesunden Menschenverstand", holt euch viele Infos und lest Zeitung, gerne natürlich auch digital!

Danke!


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